Lohnt der Umzug in den Speckgürtel?

Angesichts der hohen Mieten in den deutschen Großstädten erwägt so mancher einen Umzug in den Speckgürtel und das Pendeln zur Arbeit. Eine Modellrechnung des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) für die Postbank zeigt, dass der Umzug ins Umland der sieben größten Städte, den sogenannten Big Seven, sich nicht überall gleichermaßen lohnt. Käufer günstiger Immobilien im Speckgürtel sparten demnach lange, wenn ihr Wohnort per Bahn gut an die Metropole angebunden sei.
Knapp 40 Prozent der berufstätigen Deutschen fahren der Pressemeldung der Postbank zufolge in einen anderen Landkreis, um zu arbeiten. Vor allem die hohen Wohnungspreise in den deutschen Städten zwängen demnach viele zum Pendeln, was es keineswegs zum Nulltarif gebe.

Das gelte insbesondere für Frankfurt am Main, das auch Deutschlands Pendler-Hauptstadt sei. Denn fast zwei Drittel (64 Prozent) der Arbeitnehmer dort würden laut der Bundesagentur für Arbeit außerhalb der City wohnen – das seien so viele wie um keine andere deutsche Großstadt herum. Langfristige Preisvorteile, wie sie (noch) aus dem günstigeren Immobilienkauf im Frankfurter Umland resultierten, würden allerdings rund um andere Metropolen kaum erreicht. In gleich sieben Städten im Frankfurter Speckgürtel könnten Pendler laut der HWWI-Modellrechnung mindestens 40 Jahre lang Geld sparen.
Spitzenreiter im Speckgürtel-Vergleich um die deutschen Big Seven sei Langen im Landkreis Offenbach: Der Kaufpreisvorteil gegenüber Frankfurt sei bei Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für den Arbeitsweg erst nach mehr als 60 Jahren aufgebraucht. Führe der Pendler täglich mit dem Auto, reduziere sich diese Zeitspanne jedoch auf nur noch 22,5 Jahre.

 

Mit Bus und Bahn pendle man fast immer günstiger

 

Interessant: Die Städte im Umland, die laut der Studie den Kaufpreisvorteil trotz Pendelns mindestens 40 Jahre lang böten, verfügten alle über schnelle Anbindungen im öffentlichen Nahverkehr.
„Für Pendler ist eine gute Schienenanbindung das A und O. Darauf sollten potenzielle Käufer bei ihrer Entscheidung für Wohneigentum im Umland unbedingt achten“, sagt Eva Grunwald, die das Immobiliengeschäft der Postbank leitet. „Der öffentliche Nahverkehr wird darüber hinaus im Zuge der künftigen Klima- und Verkehrspolitik eine deutliche Aufwertung erfahren. Pendeln wird dann noch einfacher.“
Nach dem Umzug – was kostet das Pendeln?
Autopendler kämen in der Untersuchung meist schlechter weg: Erstens sei die Fahrt mit dem Pkw häufig zeitaufwändiger, zweitens teurer. Bestwerte erzielten laut der Modellrechnung Autopendler nach Frankfurt am Main. Aus Neu-Isenburg verfahren sie nach dem Umzug in den Speckgürtel den Kaufpreisvorteil nach 41,3 Jahren. Bei Bahnpendlern nach Stuttgart bestehen die Kaufpreisvorteile nicht so lange – die Ersparnis sei nach maximal 30 Jahren aufgezehrt. Mit dem Auto sei das gesparte Geld spätestens nach 16 Jahren verfahren.

Wer den Umzug ins Münchener Umland erwäge, könne durchaus lohnende Investments entdecken. Die Anbindung an die bayerische Landeshauptstadt sei vielerorts gut und der Preisvorteil relativ groß, sodass Käufer häufig trotz Pendelns auch auf lange Sicht Geld sparen könnten. Top-Pendler-Städte mit Kaufpreisvorteilen, die mehr als 40 Jahre lang Bestand hätten, seien Dachau, Puchheim und Taufkirchen (Vils).
Für alle Städten zeige die Studie, dass Pendler nur dann langfristig vom Umzug in den Speckgürtel profitierten, wenn die Pendelstrecke in weniger als 20 Minuten zurückzulegen sei. So würden lediglich 7 der 33 untersuchten Städte im Berliner Speckgürtel mit Bus- und Bahnzeiten von unter 30 Minuten pro Strecke punkten. Ausnahme: Teltow mit unter 20 Minuten in die City.

 

Postbank präsentiert Pendelkostenrechner

 

„Unsere Modellrechnung zeigt, welche Faktoren den Preis für das Pendeln bestimmen“, sagt Postbank-Expertin Eva Grunwald. Interessierte können das jetzt für sich selbst ausprobieren – mit dem neuen Postbank Pendelkostenrechner, der Immobilienkäufern zeige, wie lange sie von der Ersparnis durch den günstigeren Wohnungskauf im Umland profitieren könnten.