Geschichten vom Schilderförster: Normale Models – wie aus dem Nichts

Da waren zwei Models und er sah gut aus! So, oder so ähnlich erinnere ich die Geschichte. Sie liegt ein oder zwei Sommer zurück und ich wartete in Harvestehude, da wo der Mittelweg beginnt, an einer Ampel. Bei rot hänge ich oft meinen Gedanken nach, wie zum Beispiel, was Feuerwehrleute, Piloten oder Tiefbauingenieure wohl für ein Leben haben? Bestimmt ist es sehr außergewöhnlich und sie werden nicht von jedem Hampelmann auf der Straße geduzt, könnte ich gedacht haben. Und sicher erleben sie nicht tagein, tagaus die normalsten Dinge der Welt, so wie ich.
Plötzlich öffnet jemand meine Beifahrertür, verträumt wie ich war, hatte ich niemanden kommen sehen. -Hallo, dürfen wir einsteigen?- Eine sehr junge, verblüffend hübsche Frau hat schon ihr linkes und verdammt langes Bein in den Fußraum gestellt, dabei, sich vollends auf den Sitz hochzuziehen. -Kannst du uns zum Dammtorbahnhof bringen, wir haben es ganz eilig und keine Ahnung wo wir sind?!- Inzwischen sitzt sie dicht neben mir und bekommt eine große, lederne Umhängetasche zugeworfen. Neben dem Wagen hat eine weitere ,schlicht umwerfende Frau, ihrerseits keine Lust mehr, auf meine Antwort zu warten und schlängelt sich hinauf. Tür zu, einer steigt auf seine Hupe und ich geb‘ Gas.

-Hallo, wer seid ihr denn?- Mist denke ich, schon wieder so eine normale Sache und zum Dammtor sind es auch nur zwei Kilometer. -Ich bin Agneta,- sagt die Dame, welche zuerst eingestiegen war und offenbar das Wort in ihrem Team führt, während die leisere angibt, Sophie zu sein. -Sag‘ mal, ist es weit bis Dammtor? – Nö, sage ich, dass ist nur die Straße hier runter, n‘ paar Ampeln. Aber sagt mal Mädels, springt ihr häufiger mal , einfach so, in Lieferwagen und überrascht Leute bei der Arbeit? – Neiiin, Quatsch! Wir waren beim Shooting,- behauptet Agneta und führt dabei etwas Darstellerisches in ihrer Stimme. -Wir haben schon in vier Stunden den nächsten Termin! – Und da springt ihr schon mal in den nächstbesten Transporter, oder was? – Naja, du sahst nett aus…- Vom höchsten Punkt meines Gehirns rinnt langsam feinstes Pinienöl herab und bahnt sich seinen Weg durch meinen angewärmten Körper, bis in die S3 Arbeitstiefel, wo es fast überschwappt. -Ach, macht euch doch nicht so ’n Stress, wo wollt ihr denn hin? Ich bring euch…-

Ich persönlich hasse ja Berlin! Agnetas Antwort hat daran nichts geändert und wenige Minuten später sind wir auch schon am Bahnhof angekommen. Ich sehe den beiden noch einen Augenblick nach, bis sie ganz im Gebäude verschwunden sind. Sehr freundlich und wohlerzogen war die Verabschiedung der beiden, muss ich sagen. Ich lehnte das Trinkgeld ab und wünschte ihnen eine aufregende Laufbahn. Ist doch das normalste von der Welt, oder?

PS:  Warum haben Agneta und Sophie eigentlich kein Taxi genommen?
N.