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Umzug der Menschheit – ein Klimaforscher warnt

 

Rund um den Erdball zeigt sich der Klimawandel mit zunehmend brachialer Gewalt. Laut der UN-Flüchtlingshilfe hätten im Jahr 2020 rund 30,7 Millionen Menschen ihre Heimat wegen Naturereignissen wie Dauerregen, langanhaltenden Dürren, Hitzewellen und Stürmen verlassen müssen – und zwar kurz- wie langfristig.

Der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber ist davon überzeugt, dass die Folgen des Klimawandels noch sehr viel dramatischer ausfallen würden, als bislang angenommen. Schlimmstenfalls könnten drei Milliarden Menschen ihren Wohnraum verlieren und deshalb in andere Regionen ziehen, sagte Schellnhuber Ende Mai beim Katholikentag in Stuttgart. Der frühere Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung sprach sogar von einem „Umzug der Menschheit“.

Er führte weiter aus, dass es unvorstellbar sei, dass Inselregionen wie die Malediven den vom Klimawandel verursachten Anstieg des Meeresspiegels überleben würden, auch wenn dort derzeit noch ein Hotel nach dem anderen gebaut werde. Laut Schellnhuber habe das grönländische Eis im Jahr 2019 eine Million Tonnen pro Minute verloren. Im schlimmsten Fall würde dem Wissenschaftler zufolge der Meeresspiegel bis zum Ende des Jahrhunderts um 20 Meter ansteigen.

Großteil vom Umzug der Menschheit noch vermeidbar?

Die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen) sagte, dass vier Fünftel (80 Prozent) der klimabedingten Vertreibung noch vermeidbar seien. Dazu brauche es jedoch eine „äußerst konsequente Klimapolitik“ mit weitreichenden Folgen – und diese auch für die Menschen in Deutschland. Unser Lebensstil werde sich zwangsläufig ändern – es werde für alle unbequemer, aber erträglicher und sicherer werden, sagte die Politikerin.

Betroffene brauchen Schutzstatus

Oliver Müller, der Leiter des katholischen Hilfswerks Caritas international, forderte in seiner Rede beim Katholikentag, einen sogenannten Schutzstatus für Menschen, die vom Klimawandel betroffen seien. Er sagte, dass man inzwischen mit 25 Millionen Flüchtlingen jährlich alleine wegen Extremwetterereignissen rechne.

Katholische Gemeinden rufen bereit stehendes Geld für Klimaschutzmaßnahmen nicht ab

Der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, forderte, dass die Industriestaaten ihre Schuld am Klimawandel anerkennen müssten. Ihm zufolge würden wir hierzulande mit unserem Verhalten Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Der Bischof bedauerte aber, dass auch katholische Gemeinden zur Verfügung stehendes Geld für Klimaschutzmaßnahmen nicht abriefen. Hier müsse sich das Bewusstsein noch verändern.

Quelle: https://www.evangelisch.de/inhalte/201577/26-05-2022/klimaforscher-schellnhuber-warnt-vor-umzug-der-menschheit