Geschichten vom Schilderförster: Wie alles begann!

Womit beginne ich diesen Blog? Ich bekam viel Zeit, darüber nachzudenken! Viel Zeit, es aufzuschieben!

Ich hatte gerade einen Espresso, einen Nutella-Toast und eine Banane. Es ist Samstagmorgen, halb Neun und mein Boss bat mich vor ein paar Wochen, Begebenheiten aus meinem Leben als Schildersteller zu berichten.

Ich dachte also: kann ich machen

Mich stört seit jeher die Bezeichnung Schildersteller. Das ist so verdammt reduziert, eigentlich perfekt, aber so jämmerlich in seiner Bedeutung, dass es mir auch nach sieben Jahren nicht über die Lippen kommen mag. Am Anfang meiner Tätigkeit für die Firma stapelte ich hoch und behauptete, ich sei Straßenverkehrsleittechniker. Was für ein Quatsch! Heute bin ich da gelassener. Ich gebe mir einfach keine Berufsbezeichnung, ebenso wie mir meine Eltern keinen Vornamen gaben. Wenn mich jemand fragt, beschreibe ich die Firma, für die ich arbeite. Schildersteller hört sich an wie Handtuchhalter und hat auch in etwa diesen Anspruch. Ohne mich!

Vielleicht beginne ich mit einer Begebenheit, die so süß wie mein Frühstück daher kam.

Auf der Fahrt nach Buxtehude hatte ich reichlich Zeit darüber nachzudenken, worin der Sinn besteht, gerade dort Halteverbotsschilder aufzustellen. Nach etlichen zermürbenden Kilometern enden meine Gedanken darüber ergebnislos und ich ergebe mich der schlechten Laune, welch solche Ineffizienz in mir auslöst. In Buxtehude an dem gewünschten Ort angekommen, stelle ich natürlich fest, dass die Straße lässig 8,5 Meter breit ist und soweit das Auge sehen kann, kein Fahrzeug auf der Fahrbahn parkt. Alle Anlieger haben geharkte Auffahrten und mindestens einen Carport oder eine Garage. Da stellt sich sofort wieder die Frage nach dem Sinn meines Erscheinens. Aber egal! Ich steige also aus und strecke mich nach der ermüdenden Fahrt, um dann gemütlich meine Schilder aufzubauen. Soll mich nur keiner hetzen. Dann schreite ich gewissenhaft die 15 Meter ab, welche der Kunde für sein Halteverbot benötigt und platziere die Schilder. Hier werdet ihr jetzt eine Woche stehen, ihr Hübschen, vielleicht auch etwas länger, denn ihr seid so fern und VERDAMMT NOCHMAL, ich werde nicht derjenige sein, der euch hier wieder abholt!!

Nun beginne ich, das Aufstellprotokoll zu schreiben. Nur, was soll ich aufschreiben, nichts los hier! Ah, ich höre das satte KLACK einer schweren Haustür, die sich hinter mir öffnet. Freudig erregt tue ich so, als hätte ich es nicht gehört und horche dem leichten Schlurfen von Hausschuhen. Und höre ich da nicht auch ein aufgeregtes Tippeln? Ich halte es bald nicht mehr aus und wende mich, wie zufällig, mit konzentriert gesenktem Blick auf mein ernüchterndes Protokoll, dem Geräusch zu. – Guten Tag, junger Mann, – ein älterer Herr mit Dackel im Schlepptau, – dürfte ich Sie fragen was Sie dort machen? – Er sieht freundlich aus. Die Frage kenne ich schon, denke ich. – Ja, einen schönen guten Tag, – erwidere ich, – ich stelle hier Halteverbotsschilder für einen Umzug am kommenden Wochenende.- Nun, normalerweise folgt auf diese Aussage entweder Empörung oder Gleichgültigkeit. So nicht dieses Mal. Vielmehr wirkt der nette Nachbar plötzlich hilfos, vielleicht sogar etwas gekränkt. Der Dackel spürt dies, macht Sitz, reckt seinen borstigen Hals und hofft auf Herrchens erlösenden Blick. Ich möchte den Mann gerade fragen was er denn habe, da schaut er mich ratlos an, – Aber das ist doch ganz und gar nicht möglich,- fängt er an, – ich weiß davon ja überhaupt nichts! – Pause. Was´n Wunder, denke ich. – Junger Mann, wissen Sie denn, wer diesen Umzug veranstaltet, die Freiwillige Feuerwehr oder der Schützenverein? –

Hm, waren dies die Worte, für die sich eine Fahrt aufs Land lohnt?

N.