Umzug als Druckmittel für Erpressung

 

Umzugsunternehmen aus dem Ruhrgebiet sollen jahrelang insbesondere Senioren erpresst haben. Ihre Masche: Sie sollen das Hab und Gut ihrer Kunden gepackt und verladen und dann, mitten im Umzug, ein Vielfaches des ursprünglich veranschlagten Umzugspreises verlangt haben.

 

 

16 Möbelpacker aus dem Ruhrgebiet standen laut einem Online-Bericht der Tageszeitung welt.de in Essen vor Gericht. Der Staatsanwalt führte aus, dass sie ihre Kunden mit dem bereits aufgeladenen Hab und Gut erpresst hätten, indem sie nach dem Aufladen desselben plötzlich den Preis für ihre Dienstleistung erhöhten – laut Zeitungsbericht um ein Vielfaches.

Die Anklage sei laut der Welt Online so umfangreich, dass die Richter für das Verlesen zwei Verhandlungstage angesetzt hätten. Die Angeklagten haben sich demnach zum Auftakt des Verfahrens deshalb noch nicht zu den Vorwürfen äußern können.

 

Erpressermasche für umzugswillige Senioren

 

Der Ablauf der Erpressermasche sei laut der Anklage praktisch immer derselbe gewesen: Am Anfang sei von den Umzugsunternehmern eine Zeitungsannonce geschaltet worden, mit der gezielt Senioren angesprochen werden sollten. In der Anzeige habe man den älteren Verbrauchern einen 15-prozentigen Rabatt versprochen. Die Preise seien demzufolge so attraktiv gewesen, dass die Kunden nicht lange auf sich hätten warten lassen. So weit, so gut – nichts passiert. Aber: Sobald der Umzug im Gange gewesen sei, hätten die Umzugsunternehmer laut Anklage massive Nachforderungen gestellt.

Die Welt berichtet, dass in einem Fall eine Kundin aus Dortmund statt des vereinbarten Pauschalpreises von 350 Euro stolze 4.200 Euro hätte bezahlen sollen. Die Frau sei demnach sogar extra zur Bank gefahren, weil die Angeklagten gedroht haben sollen, ihre Möbel nicht wieder vom Laster abzuladen.

 

180 erpresserische Einzelfälle zwischen 2008 und 2012

 

Insgesamt gehe es dem Zeitungsbericht zufolge vor dem Essener Landgericht um 180 Einzelfälle aus der Zeit zwischen Juni 2008 und Oktober 2012. Die Tatorte lägen demnach fast alle im Ruhrgebiet. Bei den Angeklagten handele es sich um dreizehn Männer und drei Frauen, die verschiedene Umzugsunternehmen betrieben haben sollen.

Nach Angaben der Richter habe es im Vorfeld Verständigungsgespräche über die Höhe des Strafmaßes mit Verteidigern und Staatsanwälten gegeben, schreibt Welt Online weiter. Offenbar könnten mehrere Angeklagte mit Bewährungsstrafen rechnen. Bislang habe die 15. Strafkammer des Essener Landgerichts noch neun Verhandlungstage bis zum 16. November vorgesehen.

Quelle: https://www.welt.de/regionales/nrw/article158569163/Wenn-der-Umzug-ploetzlich-das-Zehnfache-kostet.html